Alles Covidioten, oder was?

Ja, auch der hiesige Staatssender war sich Ende Juli nicht zu schade, um aus der Aufnahme des Wortes „Covidiot“ in das luxemburgische Online-Nachschlagewerk lod.lu (1, „powered“ vom „Gouvernement du Grand-Duché de Luxembourg“, wie könnte es auch anders sein?) eine Schlagzeile unter der Rubrik „Entertainment“ zu fabrizieren (2). Direktor dieses staatlich geförderten Wörterbuchs ist übrigens selbstredend der frühere Chefzensor der Online-Redaktion des besagten Bildschirmpropaganda-Monopolisten, womit sich dieser ideologiebehaftete Kreis wohl schon mal schlieβen dürfte, zumal es für das mittlerweile ebenfalls gängige Wort „Lügenpresse“ keine luxemburgische Übersetzung zu geben scheint.

Dass man es in Sachen „Corona“ bei den Staatsmedien insbesondere mit Zahlen eh nicht so genau nimmt, zeigt sich allein schon daran, dass die Anzahl der Positiv-Tests immer noch nicht in Relation mit der Anzahl der durchgeführten Tests gesetzt wird, womit dem unbedarften Konsumenten weiterhin eine extrem schiefe Situationslage als die absolute und nebenbei angsteinflöβende Wahrheit vorgegaukelt wird (3).

Faktenresistenz und Verteidigung des eigenen Weltbildes auf Gedeih und Verderb scheint, wie an dieser Stelle schon des Öfteren beschrieben, neben den internationalen demnach auch bei den nationalen staatlich finanzierten Nach-Richtenden (Nachrichten heiβen Nachrichten, weil sie nachgerichtet werden > c.f. Andreas Popp) weiter unbeirrt an der Tagesordnung zu sein. Wie die Stellungnahme einer Medienvertreterin in einer mir vorliegenden E-Mail in Bezug auf die aktuelle „Berichterstattung“ zur „Tag der Freiheit“-Demo in Berlin vom 1.08.2020 zeigt, schreibt demnach einfach einer vom anderen ab, was, wie wir alle wissen, schon meistens in der Schule schiefgeht, was aber im Journalismus eine klare Verletzung des Deontologie-Kodex (4) darstellt und vielleicht nebenbei auch das offensichtlich fehlende mathematische Verständnis (3) im Allgemeinen erklären könnte.

Hier ein Auszug aus besagter Mail:

 Gudde Mëtteg …,

 Dir sot et jo selwer… et waren enorm vill Leit do.

(…)

 Zu den Zuelen: mir haten selwer keen Reporter sur place, also huelen mir een Duerchschnëtt vun dem wat eis seriö Journalisten- Kollegen vun ZDF, ARD an Deutschlandfunk esou schreiwen an dem wat d’Police selwer mellt.

 Eng Millioun Leit waren et sécherlech net, mee als einfach Spectateur huet een heiansdo séier eng falsch Impressioun. An ech verlossen mech do léiwer op offiziell Sourcen wéi Touristen oder Bekannter vun Iech.  

 Mat frëndleche Gréiss vum Kierchberg,

…… …….|Journaliste – Présentateur  RTL Lëtzebuerg |www.rtl.lu 43, bd Pierre Frieden | L-1543 Luxembourg                                                                                                             

Ich lasse das mal unkommentiert so stehen und wirken, verweise auf Beobachtungen von Menschen, die im Gegensatz zu vielen Journalisten vor Ort waren (5,6), sowie auf das Konformitätsexperiment nach Salomon Asch. Der Sozialpsychologe zeigte in seinem 1951 durchgeführten Versuch, dass, je gröβer die Gruppe ist, der Einzelne dazu neigt, sich den Vorgaben dieser Gruppe, entgegen besserem Wissen, unwidersprochen anzuschlieβen (7).

Dass es sich sowohl bei nationalen wie internationalen „Berichterstattungen“ zu besagter Demo um eine Kombination von verschiedenen Faktoren, wie u.a. auch der von der Medienvertreterin oben beschriebenen Situation als auch einem gewissen Gruppenzwang oder -druck (nach Asch) handelt, lässt sich leicht an der, wie bereits im Nationalsozialismus praktizierten Gleichschaltung von Politik und Medien erkennen. Krampfhaft wird in jeweils leicht abgeänderten, von der DPA (Deutsche Presse-Agentur, laut eigenem Profil ein Auftragserfüller, 8) übernommenen Artikeln unisono neben den Kraftausdrücken wie Verschwörungstheoretiker, Impfgegner (per Definition böse), oder Reichsbürger darauf hingewiesen, dass es sich bei „Tag der Freiheit“ auch um den Titel eines Nazi-Propagandafilm handeln würde (9,10,11).

Das alles ist an Peinlichkeit nicht mehr zu toppen und nur noch zum Fremdschämen, liebe DPA-Abschreiber!

Setzen, 6!

Die Demo in Berlin fand übrigens auf der Straβe des 17. Juni (1953) statt, dem Tag, an dem es in der früheren Deutschen „Demokratischen“ Republik zu Aufständen kam, die natürlich entsprechend in der damaligen Presse thematisiert wurden und doch sehr stark an die aktuelle „Berichterstattung“ in unserer momentanen „Demokratie“ erinnern (12).

Heute wissen wir, dass dieses System der Unterdrückung, Denunziation und Unwahrheit selbst mithilfe der Medien nicht überlebt hat. Bleibt zu hoffen, dass auch der 1. August 2020 als Startschuss in die Geschichte eingehen wird, wo für Ungerechtigkeit, Unwahrhaftigkeit und Spaltung in Zukunft kein Platz mehr sein wird.

Mario Dichter, 4.08.2020 (Bild: Shutterstock)

  1. https://www.lod.lu/
  2. https://today.rtl.lu/entertainment/news/a/1555979.html
  3. https://nues-am-wand.lu/testen-testen-testennichts-genaues-wei%ce%b2-man-nicht-2/
  4. https://nues-am-wand.lu/verhaltenscodex-code-de-deontologie-der-journalisten/
  5. https://www.youtube.com/watch?v=QJOtI1xaiP0
  6. https://www.rubikon.news/artikel/die-erste-million
  7. https://www.profiling.me/konformitaetsexperiment/
  8. https://www.dpa.com/de/services/#auftragsarbeiten
  9. https://www.wort.lu/de/international/berlin-tausende-demonstrieren-gegen-corona-auflagen-5f266f07da2cc1784e362ef1
  10. https://www.rtl.lu/news/international/a/1558531.html
  11. https://www.tageblatt.lu/?post_type=post&p=831949
  12. https://www.bstu.de/assets/bstu/de/Bildungsmaterialien/bildung_dokumente_17_juni_zeitungsartikel.pdf

8 thoughts on “Alles Covidioten, oder was?”

  1. Ralph Müller sagt:

    Ja, der lod. Es wundert mich nicht, dass dieses Machwerk von interessierter Seite „gepowert“ wird. „Kurzarbeit“ wird dort auf „Luxemburgisch“ zuerst mit „chomage partiel“, dann erst mit „Kuerzarbecht“ übersetzt. „Flugzeug“ zuerst mit „Avion“, danach mit „Fliger“ (was für mich auch noch eine falsche Rechtschreibung a la Lex Roth darstellt, wobei das Wort „Flieger“ im Deutschen für das LOD offensichtlich nicht existiert). „Ausgangsbeschränkung“ heißt im lod auf „Luxemburgisch“ „Confinement“ (dabei musste ich 2020, als dieses Wort eingeführt wurde, erst einmal in meinem Französisch-Wörterbuch nachschlagen, was dieser Ausdruck überhaupt bedeutet!), für „Mülltonne wird u.a. „Poubelle“ angegeben usw.. Da gilt wieder mal der Satz: „Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich k….. könnte.“ Man bemüht sich offensichtlich ebenso krampfhaft wie künstlich, Luxemburgisch vom Deutschen abzugrenzen und zwar sowohl beim Einführen neuer Wörter als auch mittels einer absurden Rechtschreibung, desweiteren mit extrem einseitigen Artikeln im pro-französischen, anti-deutschen Propagandablatt „Klack“ der „Actioun Letzebuergesch“, mit entsprechender Einflussnahme im Bildungswesen usw..“Ausgangsbeschränkung“ würde m.E. in korrektem Luxemburgisch schlicht „Äusgangsbeschränkung“ heißen. Einziger Unterschied zwischen D und LU: der Vokal A wird zu einem Ä. Ähnlich ist es bei „Flieger“ mit dem Konsonanten (g wird zu j). Da man dieses lod leider nicht einfach in die „Poubelle“ werfen kann, müsste mal jemand ein entsprechendes Anti-lod herausgeben, hoffentlich findet sich da einer. Den Ausdruck „Lügenpresse“ habe ich in der Tat auch nicht gefunden, die Übersetzung lautet, auch ohne lod, ganz einfach „Lijepress (so oder so ähnlich geschrieben). Was mich anbelangt, so würde ich sogar auch auf Luxemburgisch „Lügenpresse“ sagen, das ist irgendwie stärker. Immerhin wurde das dt. Wort „Staubsauger“ im lod auf Luxemburgisch ebenfalls mit „Staubsauger“ angegeben (und nicht mit „Stebssuckler“, ein recht blödsinniger Ausdruck, den RTL schon mehrfach versucht hatte, unter die Leute zu bringen). Man schaue sich nur die oben zitierte Antwortmail unseres nationalen Letzebuergeschverhunzers RTL an: „Reporter sur place, seriö, Police, Spectateur, Impressioun, Sourcen…“. Immer dasselbe. Leider lassen sich allzuviele Luxemburger durch solche schlechten Vorbilder sowie eine omnipräsente Propaganda (Frankreich gut, Deutschland schlecht) beeinflussen, ich brauche da z.Bsp. nur an die kürzliche Demonstration (nicht „Manif“) betr. die Wohnsituation in Luxemburg zu denken. Die Ansprachen auf der „Pless“ waren alle auf Französisch, auf Portugiesisch(!), wenn ich mich recht erinnere, auch noch auf Englisch, aber kaum Luxemburgisch, kein Deutsch, was schlicht unerträglich ist. Es bliebe also viel zu tun. Wenn es hier im Menü eine weitere Rubrik mit dem Titel „Sprache“ geben würde, dann könnte diese Thematik (oder genauer gesagt: Problematik) dort mal intensiver behandelt werden, das wäre dringend nötig. Und zum Abschluss an alle Kommentatoren und Artikelschreiber in diesem Blog der gut gemeinte Hinweis: Deutsch liest sich einfach besser als Luxemburgisch, welches aus diesem und aus anderen Gründen nur gesprochene Sprache bleiben sollte (abgesehen von Literatur, persönlichen Nachrichten etc.)
    In diesem Sinne
    Ralph Müller

  2. Emil Kirchen sagt:

    Merci fir äer super Beiträg ob dei ech just per Zoufall getraff sin, ech werd do reklam dofir maachen. Ech sin emmer erem frou ze mierken dass ech weiderhin keen Verschwörungstheoretiker sin an lues an lues och aner Leit kennen leieren dei esou denken wei ech. Ech hoffen dass do nach eng etlech Leit dobei kommen soss mussen mir eis froen: Quo vadis terra!

  3. Wow, wat en super Blog.

    Och zu Lëtzebuerg fënnt een awer nach heiansdo Päerlen am Sumpf:)

    Niveau, Humor, Quellenangaben an eng professionnell Gestaltung. Wat well een méi?

    De Commentaire steet hei selbstverständlech stellvertriedend, well ech de Blog réischt just zoufälleg entdeckt hunn.

    LG,

    Libertäre Eule

  4. Joseph+REINARD sagt:

    Was soll man dazu sagen: Wer ist RTL?- Bertelsmann.
    Woher der Begriff : abgekupfert vom DUDEN:
    Eine kleine Anektode: Wollte vom Ministerium wissen warum auf unserer 3 sprachigen *Carte d’identité* neben der englischen Form *Identity Card* die deutsche Version mit PERSONALAUSWEIS angegeben wird? Die ganze Antwort: In die deutsche Sprache übersetzt wird dieser Ausweis als“ Personalausweis“ bezeichnet und stellt den amtlichen „Ausweis für eine Person mit Lichtbild, biometrischen Daten, Angaben zur Person und einer Unterschrift des Inhabers bez. der Inhaberin“ dar. Die Rechtschreibung
    „Personalausweis“ entspricht derer der Nachschlagewerke Duden, Langenscheidt und Brockhaus.
    Ich war und bin auch heute noch der Meinung, daß das Wort Personenausweis (oder wie in der Schweiz,
    Identitätskarte) die genauere Bezeichnung für Menschen als eigenständiges Wesen ist, und nicht
    Personal-ausweis womit der Mensch zum Objekt degradiert wird. freundlichst

  5. Den Isi sagt:

    Merci fir ee weideren Top Artikel.

  6. Jolanda sagt:

    Also die Antwort von unserem Staatssender ist einfach der Glanz!
    Wenn ich die Intelligenz dieses Schreibens mit den Kommentaren( man muss sagen mit der grossen Mehrheit) bei besagtem Sender vergleiche wird mir so einiges klar:-)
    Wie heisst es; Gleich&Gleich gesellt sich gern::)))))

    1. Tom Müller sagt:

      Déi Kommentarer bei RTL déi oft nach no méi absurde Restriktiounen regelrecht biedelen sinn d’Resultat vun hierer knallhaarder Zensur. Soubal een e puer mol géingt hier ‚Netiquett‘ dat just een anert Wuert fir hir Weltsiicht ass, verstouss huet, da get een liewenslaang gesperrt. Iwwereg bléiwen esou just nach déi Trottelen déi hinnen hier Lige gleewen an no nach méi Demütegunge jaitze wärend se géingt ‚Corona-Skeptiker‘ a jiddfereen deen an hieren Aae Schold un den Infektiounszuelen ass mat Haass iwwerschedden; natierlech ouni géingt hier ‚Netiquett‘ ze verstoussen.

      1. M. Delvaux sagt:

        Dat mat der knallhaarder Zensur bei RTL kann ech confirmeiren. Permanent gespaart well ech mech getraut hunn, aus enger Etud, bei medrxiv ze fannen, ze ziteieren. Lieserbreifer ginn och net publizeiert, soubal eng substanziell Kritik (mat Quellen) drann ass.

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