Et rüsch noh Kristallnaach

Es riecht nach Kristallnacht

Offener Brief an Wolfgang Niedecken

Leeve Wolfgang,

anfang der 1980er Jahre spielte mir ein Freund während der zum Teil doch ziemlich unsäglichen bis skurrilen „Neue Deutsche Welle“-Zeit voller Stolz und Erwartung seine neu erworbene und von mir bis dato noch nie gehörte BAP-Single „Verdamp lang her“ vor. Du weiβt sicher genau so gut wie ich, dass es Zufälle nicht gibt und dieses Teil Musikgeschichte lief an diesem Nachmittag bei uns beiden nicht nur rauf und runter, sondern war für mich der Startschuss in eine Zukunft, die von deiner Musik und besonders deinen meist kritischen Texten geprägt werden sollte.

Ich erinnere mich voller Emotionen und positiver Eindrücke an mein erstes BAP-Konzert 1983, wo wir beide uns später im Backstage-Bereich zusammen mit meinen Freunden und den übrigen Band-Mitgliedern trafen um mit einem Plastikbecher voll Fusel-Wein (trotzdem der Beste, den ich je getrunken hatte) auf das gelungene Konzert im Groβherzogtum „anzustoβen“, alle überschwänglich, glücklich und aufgrund der Temperaturen in der Mehrzweckhalle und der schon damals traditionellen Überlänge der Konzerte schweiβtriefend. Den Arm, den ihr mir mit Autogrammen vollgekritzelt hattet, wusch ich, in guter alter Fantradition, natürlich nicht mehr, bis sich die Tinte dann leider doch irgendwann von selbst auf- und damit meine nicht sonderlich begeisterte Mutter er-löste.

(Übrig blieb mein damaliger Ausweis mit den entsprechenden Unterschriften)

Etwa 40 weitere BAP-Konzerte quer durch Luxemburg und die Nachbarländer, mehrere persönliche Begegnungen und gemeinsame Fotos sollten bis heute folgen und einige Jahrzehnte nach meinem oben beschriebenen Erlebnis hatte der erste Besuch eines Live-Konzerts meiner Tochter (selbstredend in Papas Begleitung) natürlich ein BAP-Konzert zu sein…klar!

Du warst mein Held ob der abgesagten DDR-Tour, wo ihr euch selbst angesichts der kranken Ideen irgendwelcher Bonzen nicht verbiegen und vorschreiben lassen wolltet, welche Lieder ihr zu spielen, bzw. nicht zu spielen hättet, bewunderte euer Engagement gegen die Stationierung amerikanischer Pershing-Raketen in Westeuropa und klatschte innerlich laut Beifall bei den „Arsch huh, Zäng ussenander“-Konzerten, auch wenn ich damals noch zu jung war, wirklich alles so richtig einordnen zu können. Aber ich war eh der festen Überzeugung, dass alles, was aus deinem Dunstkreis auf mich einwirkte, nur richtig sein konnte.

Inzwischen liegt unser letztes persönliches Aufeinandertreffen schon fast 10 Jahre zurück (2011 während einer Signierstunde deines Buches „Für ‘ne Moment“ in Köln).

Beide sind wir etwas älter und grauer geworden, wenn ich mir das damals entstandene Foto so anschaue, aber erschreckenderweise nicht nur das; auch unsere jeweilige Weltanschauung scheint sich in dieser Zeit um Lichtjahre voneinander entfernt zu haben, wie mir dein viel diskutierter FB-Eintrag vom 8. August zu verstehen gibt:

Damit keine Missverständnisse aufkommen, rekapituliere und skizziere ich kurz das Corona-Geschehen, selbstverständlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

1) Anfang 2020 erkranken einige Menschen in China an der Lunge. Als Verursacher wird ein „neuartiges“, bis heute aber wissenschaftlich nie nachgewiesenes Virus postuliert.

2) Es wird angenommen, dass sich diese Menschen auf einem Markt in Wuhan „infiziert“ haben sollen. Wirklich klar nachgewiesen wurde aber auch das nie! Andere mögliche Verursacher einer Lungenkrankheit wie z.B. hohe Luftverschmutzung, werden bis heute ignoriert.

3) Im März 2020 erklärte die WHO das Geschehen als Pandemie, deren Kriterien zuvor dahingehend verändert wurden, dass es nicht mal mehr Toter bedarf, um eben eine solche auszurufen.

4) Begründet wird der daraufhin folgende, für viele Menschen und Unternehmen fatale Lockdown und dessen Krebsgeschwüre wie Abstandsregel und Maskenpflicht mit steigenden „Infektionszahlen“, die uns anhand der täglich durchgeführten PCR-Tests um die Ohren geschlagen werden. PCR-Tests sind per Definition NICHT zur Diagnosestellung bestimmt, können auf der anderen Seite aber unter gewissen Umständen zu falsch positiven Ergebnissen im groβen Stil führen. Diese Tests weisen auch NICHT das „Virus“ nach, sondern lediglich DNA-Strukturen eines vermuteten „Virus“ (c.f. Punkt 1). Der Löwenanteil positiv getesteter Menschen ist und bleibt im Übrigen symptomfrei!

5) Es ist eine internationale Regel, dass Verstorbenen, die positiv getestet wurden, das Covid-19-Etikett aufgeklebt wird. Obduktionen werden kaum vorgenommen.

6) Dass Mund-Nasen-„Schutz“, sprich Maske und/oder „Soziale Distanz“ (interessanter Ausdruck übrigens…warum sprechen wir nicht von „Körperlicher Distanz“?) eine positive Auswirkung auf das Covid-19-Geschehen hätte, ist, wie könnte es auch anders sein, wissenschaftlich nicht belegt, im Gegenteil, diese Maβnahmen führen besonders bei Kindern zu physischen und psychischen Problemen.

7) Aufgrund der längst unhaltbaren Behauptung, dass es sich bei Covid-19 um eine gefährlichere Krankheit als bspw. Grippe handeln würde, wurde das Grundgesetz ausgehebelt, was kritische Menschen wie dich doch eigentlich auf die Barrikaden bringen müsste!

Stattdessen aber pauschalisierst und verurteilst du Menschen, die genau all dies hinterfragen und anprangern, als Aluhutträger und Verschwörungstheoretiker, die sich gar mit Nazis gemeintäten.

Dat deit mir leid, leeve Wolfgang, äwer dat verstonn ich nit!

„Wehret den Anfängen“ und „Nie wieder“ dürften dir geläufige Begriffe sein, für die wir beide, wie viele, viele andere auch, doch immer einstanden und die du so grandios in „Kristallnaach“ verarbeitet hattest.

Mittlerweile aber riecht es wieder nach Kristallnacht!

Menschen wird der Umgang untereinander verboten, sie werden stigmatisiert und denunziert.

Et rüsch noh Kristallnaach!

Statt Bücherverbrennungen werden heute (system)kritische Videos gelöscht.

Et rüsch noh Kristallnaach!

Menschenrechte werden mit Füβen getreten.

Et rüsch noh Kristallnaach!

Es wird eine ständig wachsende Spaltung betrieben, wo Länder bis hinunter zu kleinsten Städten oder Kommunen gegeneinander ausgespielt werden.

Et rüsch noh Kristallnaach!

Medizinische Tests und Behandlungen werden zum Teil auferzwungen.

Et rüsch noh Kristallnaach!

Im Namen einer behaupteten Pandemie können Eltern in letzter Konsequenz die Kinder entzogen werden.

Et rüsch noh Kristallnaach!

Diese Schreckensliste lieβe sich leider noch um einiges fortsetzen und erweitern!

Leeve Wolfgang, ohne Beseitigung all dieser und noch weiterer Missstände, wird es, natürlich neben vielen anderen (vielleicht noch wichtigeren) Dingen, ein BAP-Konzert, wie wir uns das vorstellen und wünschen, nicht mehr geben.

Deshalb ist es wichtig, heute wie damals, dass sich Menschen gegen das drohende Unheil auflehnen, Gesicht und Zivilcourage zeigen, Ross und Reiter benennen und schreien:

„Nie wieder!“

und

„Wehret den Anfängen!“

Ich hoffe, du/ihr bist/seid dabei!

Maach et joot, ne schöne Jrooβ un bess demnähx!

Mario Dichter, BAP-Fan der (fast) ersten Stunde, am 20.08.2020

(Fotos: Facebook, privat)

8 thoughts on “Et rüsch noh Kristallnaach”

  1. Münstermann Bernhard sagt:

    Wolfgang Niedecken kenne ich noch aus der Zeit, als er mit seiner Gitarre durch die Kneipen der Kölner Südstadt tourte und im Alleingang Lieder seines großen Vorbilds Bob Dylan für die Gäste dieser Kneipen sang, bevor der Hut für eine Kollekte herumging. Dann erst folgte für den damaligen Dylan Epigonen die Formung seiner Band, erste eigene Stücke in kölschem Dialekt, mit denen er rasch Erfolg hatte. Weil das so ist möchte ich im Zusammenhang mit seinem großen Vorbild der frühen Jahren die Aufmerksamkeit auf den Altmeister jenseits des Atlantiks lui-même lenken: Dylan veröffentlichte Ende März und damit zeitgleich mit Ausbruch der “Pandemie” sein neues nachfolgend verlinktes Lied, das mit den Methoden des Deep State auch anno domini 1963 zu tun hat: Bob Dylan Murder Most Foul
    https://www.youtube.com/watch?v=Rkr6TVnGtAM

    Vielleicht sollte Wolfgang Niedecken sich doch nochmal ein Beispiel daran nehmen und seiner inneren Stimme lauschen..

    1. Tom Müller sagt:

      @Münstermann Bernhard
      Da Bob Dylan genauso wie jeder andere “kritischer Künstler” ins gleiche Horn der Mainstreampresse und Politik bläst indem er den angeblich ‘weissen Rassismus’ und nur diesen anprangert obwohl jede Statistik eine ganz andere Sprache spricht, wird in Sachen Corona auch nichts anderes als gehorsame Mainstream-Meinung von diesem Möchtegernrebell zu vernehmen sein

  2. Münstermann Bernhard sagt:

    Camillo Felgen weilt nicht mehr unter uns. Die zwischen Shampoo- und Pickelcreme-Werbung eingebettete Hitparade bei RTL wird längst nicht mehr wie zu seinen Glanzzeiten moderiert. Derweil kommen aus der Domstadt im Rheintal nicht nur Wolfgang Niedecken und die WDR Propagandisten: ich verlinke einen weiteren Titel aus Kölner Studios, diesmal mit viel Studiotechnik etwas pathetisch aufgedonnert: Deutschland zeig dein Gesicht von Alex Olivari: https://www.youtube.com/watch?v=WBEFjtq3R18

    Das versteht man auch bei euch ohne die Namen unwichtigen deutscher Politiker zu kennen gut, zumal es nicht der rheinische Dialekt ist. Wir Deutschen hier haben wegen der beispiellosen Verbrechen in den Jahren des Faschismus eine besondere Verantwortung. Die Sensibilität dafür könnte etwas breiter beherzte Reaktionen auslösen. Aber Deutschland ist andererseits nicht der Nabel der Welt, das Virus ist grenzüberschreitend wirkend und der neue Faschismus kommt nicht mehr mit der Swastika am Ärmel in Braunhemden und grölenden SA Marschkolonnen der Nazi-Epoche daher. Der neue Totalitarismus ist kostümiert als Antifaschismus und lässt die Fassade der Demokratie als Dekor stehen. Ihr habt auch außer den BeNeLux Ländern mehr ein Ohr nach Lothringen und in den francophonen Raum. Da gibt es vermutlich auch kritische Geister, Rebellen, deren Platten nicht wie die von BAP im Radio rauf und runter gespielt werden, was für den Kontostand der so Begünstigten von Vorteil ist. Die Musik von Rebellen findet man eher im Netz. Das wäre ein schöner Gegenakzent gegen den inzwischen staatsgläubig gewordenen Front-Man von BAP, der damit viele Menschen enttäuscht. Aber man erkennt seine verlässlichen Freunde und Verbündeten immer in einer Krise. Dann erst wird die Differenz zwischen aufgesetzter Protest-Attitüde und intrinsischer Überzeugung spürbar. Das ist eine sehr alte Erkenntnis, die sich auch derzeit bewahrheitet. Also dann, vielleicht mal auch ein Link zu kritischen Geistern, die mehr als Niedecken einen politisch wachen Sinn haben und das auch musikalisch ausdrücken können. Gruß aus dem Rheinland.

  3. Münstermann Bernhard sagt:

    RTL überzeugte mich als Teenager nicht immer mit guter Auswahl von Schlagern, Hits und anspruchsvoll moderiertem Programm. Man drehte dann die Antenne gern in andere Richtungen. Ihr Luxemburger hattet vermutlich eher auf der Uhr, wo man auch aus dem eigenen Land gute Sendungen finden konnte. Es freut mich deshalb als Rheinländer besonders, dass diese hochgeladene Seite von einem gut informierten Korrespondenten und ernüchterten BAP Enthusiasten aus Luxemburg hochgeladen wurde. Heute macht solche beschämende Äußerung von Niedecken deutlich, dass der inzwischen mit mancherlei öffentlichen Ehrungen und Orden vereinnahmte Musiker als Teil des Establishments auch Teil der Propagandamaschine geworden ist, die das Land spaltet. Glaubt er das wirklich selbst oder ist es Opportunismus? Weil ich zu Anfang RTL nicht gerade wertschätzend erwähnte hier zum Thema ein Link unseres hiesigen beitragspflichtigen Staatssenders WDR, in dem uns Niedecken mit einer Reihe von Musikerkollegen eine Kostprobe solcher Propaganda hören lässt. Musste das wirklich sein? Time to wonder:
    https://www.youtube.com/watch?v=jXO0MHPxl-g
    aber es gibt gottlob Alternativen, allerdings nicht von BAP und nicht im WDR gesendet: Gruppe Das Lumpenpack mit Titel: “Das Coronalied”
    https://www.youtube.com/watch?v=L5JfbQTCeSc

  4. Tom Müller sagt:

    ‘Riets’ oder ‘national’ denkend Leit gi seit Joerzengte vun de Medien, Politik an net zoulecht vun alle ‘Mainstream-Kenschtler’ beleidegt, stigmatiséiert, bekämpft a monddout gemaach an domat haten déi wéinegst e Problem well, esou ass een jo konditionéiert ginn, ‘riets’ Gedankegutt ass dat Schlemmst wat et op der Welt get an dofir sinn esou Meenungen och keng Meenung mee e Verbriechen. Elo wärend der Coronakris get deen selwechte Programm vu genau deene selwechte Leit erofgespullt an ‘anti-corona Politik’ get net als Meenung mee als Verbriechen bezeechent an déi Leit als Covidioten etc lächerlech gemaach an a puer Méint oder Joeren ass et genau esou selbstverständlech dass keen sech méi traut a Richtung ‘anti-corona’ ze denken esou wéi et haut üblech ass dass all Mensch sech selwer verbidd ‘riets’ Gedanken zouzeloosse respektiv z’entweckelen. An deem Senn ass et fir een ‘Rietsen’ absolut net verwonnerlech dass all déi ‘Helden’ déi sech géingt ‘riets’ engagéieren elo genau esou géingt ‘anti-corona Politik’ engagéiere well si soss naicht si wéi d’Erfüllungsgehilfe vun den Politikverbriecher an NWO Agitatoren. Dass déi aarmséileg Geechter gréisstendeels net wessen zu wéiengem Zweck se messbraucht ginn mee just no Unerkennung a Karrier/Geld lechzen mecht d’Saach och net wierklech besser an ass och definitiv keng Entschellegung fir déi Kandidaten.

  5. Chantal W sagt:

    An nach e super Artikel. Merci!!

    Ech wees mëttlerweil nëtt mei, weini dass d’Erwächen keint fir dei meescht….wann iwerhaapt!

    Every civilization reaches a crisis point eventually. … But it’s only on the brink that people find the will to change. Only at the precipice do we evolve.

  6. Gabi Müller sagt:

    Ich bin auch zutiefst enttäuscht. Niedecken spaltet und ist nicht mehr kritisch, Grönemeyer hat kein Benehmen (aus privaten Kreisen), Lindenberg schweigt. Es ist deprimierend.

    1. Mal sagt:

      Ahl Männer, aalglatt.

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