Die schlimmste aller Wellen
(English version below, translated by a loyal reader)
Wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange war ich die letzten Wochen wie erstarrt, nicht wirklich vor Angst, aber dennoch erschrocken und angewidert angesichts der sich überschlagenden Hasstiraden seitens eines „Systems“, welches offenbar in seinen letzten Zügen zu liegen scheint, schlägt es augenblicklich doch so wild gegen Teile des eigenen Völkchens um sich, wie es eben nur dahinsiechenden Machtgefügen zu eigen ist.
Viele Profiteure und Mitläufer des „inneren Zirkels“ dieses Herrschaftssystems, sowie selbsternannte „Gutmenschen“ wurden und werden nicht müde, Hass und Häme über eine in ihren Augen unangenehme und lästige Bevölkerungsgruppe auszuschütten und wägen sich, säuberlich umhüllt in ihrer eigenen Weltbild-Blase, offensichtlich im Schutz der Mehrheit (noch) in absoluter Sicherheit.
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass anno 2021 im beschaulichen Marienländchen wieder Menschen stigmatisiert, verachtet und bedroht werden, nur weil sie „anders“ sind, anders denken und agieren und in Entbehrung jeglicher nachvollziehbarer „Begründungen“ deshalb von einer Politriege samt ihrer Hofschreiberlinge und sonstigen -schranzen aus dem sozialen und öffentlichen Leben verbannt werden.
Es scheint also wieder salonfähig, eine bestimmte Menschengruppe zum sinnbildlichen Abschuss freizugeben, ohne dass sich daran sonderlich gestoβen würde, demnach also die beste Keimzelle für eine Ideologie, vor der die gleiche bereits erwähnte Riege noch bis vor einigen Monaten nicht müde wurde, zu warnen.
Dieser ganze Umstand erinnerte mich dann zusehends an die Handlung des Buches „Die Welle“, welche auf einer wahren Begebenheit einer im kalifornischen Palo Alto ansässigen High School basiert und sich mit der Frage beschäftigt, ob es auch in einer sich für aufgeklärt haltenden Gesellschaft durch gezielte Manipulation und Gehirnwäsche wieder zu gefährlichen, faschistischen Auswüchsen kommen könnte?
Rückblende:
Ende der 1960er Jahre zeigte Geschichtslehrer Ron Jones seiner Klasse einen Film, der sich mit den Gräueltaten und besonders den Anfängen des Nationalsozialismus auseinandersetzte. Auf die Frage seiner Schüler, warum sich so gut wie niemand dagegen auflehnte und ob jederzeit wieder Ähnliches passieren könne, wusste er keine befriedigende Antwort und beschloss, ein Experiment zusammen mit seinen Schülern durchzuführen. Disziplin, Gemeinschaft und Handeln waren die Eckpfeiler dieses Experiments und schon nach wenigen Tagen hatten sich die Schüler durch strikte Disziplin vom Chaoshaufen zu einer homogenen, absolut gehorsamen Gemeinschaft gemausert, wo alle gleich agierten und jeder sich dem Kollektiv bedingungslos unterwarf. Jones hatte sich den Namen „Die Welle“ für sein Projekt ausgedacht und verteilte alsbald gelbe Mitgliedskarten, wo einige mit einem roten Kreuz versehen waren; diese Mitglieder hatten die Aufgabe, Dissidenten und Regelverstöβe zu denunzieren, womit ein Netz aus Überwachung und Kontrolle aufgebaut wurde.
Mitschüler wurden fortan von Mitgliedern der Welle bedrängt, ebenfalls der „Welle“ beizutreten, ansonsten sie mit Aggressionen zu rechnen hätten. Welle-Mitglieder distanzierten sich von vormals besten Freunden, wenn diese nicht bereit waren, der Welle beizutreten und schon nach kurzer Zeit kontrollierte „Die Welle“ jedwedes Geschehen an der Schule und Nichtmitgliedern, die nicht bereit waren, den „Wellengruβ“ zu zeigen, wurde z.B. der Zutritt zu den Footballspielen verwehrt.
Einige „Resistenzler“ forderten individuelle Freiheit für jeden Einzelnen, wurden aber von Mitgliedern der mittlerweile alles dominierenden „Welle“ bedroht und bedrängt, weil diese sich für „besser“ als Nichtmitglieder hielten.
Das Experiment hatte sich innerhalb weniger Tage verselbstständigt und Jones brach es an dieser Stelle mit einem Paukenschlag ab, indem er den Mitgliedern der „Welle“ sagte, dass ihre Bewegung bereits über die Grenzen hinaus Nachahmer gefunden hätte und er ihnen heute den Anführer präsentieren möchte. Vor versammelter Menge zeigte Jones mit den Worten „Faschismus ist unter uns, in jedem von uns“ ein Bild von Adolf Hitler und augenblicklich hatten die Schüler verstanden, wie man sich auch heute noch durch Gleichschaltung, Manipulation, vermeintliche Gemeinschaft und Autoritäten fremdbestimmen lassen kann.
Das Fazit sei an dieser Stelle dem Leser überlassen und jeder sollte sich wohl besonders in diesen Tagen mal selbst in Frage stellen, ob er genug, bzw. das Richtige tut, um einen solchen Wahnsinn nicht wieder zuzulassen.
Seid wachsam und wehret den Anfängen!
Mario Dichter 13.12.2021 (Bild: Shutterstock)
The Worst of All Waves
Like the proverbial deer in the headlights, I’ve felt rooted to the spot for the past few weeks, not really out of fear but out of shock and disgust over the successive tirades of hate emanating from a “system” that is clearly on its last legs, given the savagery, typical of dying power structures, with which it is currently lashing out against sections of its own people.
Many profiteers and hangers-on of the “inner circle” of this hegemony, urged on by self-appointed do-gooders, tirelessly spew out hatred and malice towards what they see as an awkward and annoying section of the population, and obviously still imagine themselves, cocooned in their conceptual bubble, to be protected by the majority and in perfect safety.
I would not have believed that, in the year 2021, people in this tranquil little country would once again be stigmatised, despised and threatened simply because they are “different”, think and act differently and, in the absence of any intelligible justification, would therefore be banished from social and public life by a political clique backed up by court scribblers and other toadies.
Once again it seems to be socially acceptable to throw a certain group of people to the proverbial wolves without turning a hair, thus preparing a perfect breeding ground for an ideology of which that same clique was constantly warning us a few months ago.
This entire scenario reminds me increasingly of the story in the novel The Wave, based on a real experiment carried out in a high school in Palo Alto, California, designed to find out whether even a society regarding itself as enlightened can once again be manipulated and brainwashed into dangerous, fascistic excesses.
Flashback:
In the late 1960s, history teacher Ron Jones showed his class a film dealing with the atrocities of national socialism and especially its beginnings. When his students asked why virtually no-one resisted and whether something similar could happen again at any time, he had no satisfactory answer and decided to conduct an experiment with his students. Discipline, community and action were the cornerstones of this experiment, and in the space of a few days the students had evolved through strict discipline from a chaotic flock into a homogeneous, utterly obedient community in which they all behaved the same way and subjected themselves unconditionally to the collective. Jones had named his project The Third Wave and soon handed out yellow membership cards, some bearing a red cross: the duty of those members was to denounce dissidents and rule violations, thus building up a network of surveillance and control.
Fellow students were now forced by members of The Third Wave to join up or face reprisals. Wave members distanced themselves from former best friends if these were unwilling to join The Third Wave, and within a short time The Third Wave was controlling every social aspect of the school, with non-members unwilling to perform the “wave salute” denied access to such events as football matches.
A few in the “resistance” called for freedom for each individual, but were threatened and harassed by members of the now dominant Wave who saw themselves as “better” than non-members.
The experiment had taken on a life of its own within a few days, and Jones terminated it at this point by telling Wave members that their movement had already found imitators outside the school and that he wished to introduce them to the ringleaders. In front of the assembled company, Jones announced “Fascism is amongst us, in each one of us”, showing a photograph of Adolf Hitler, and the students instantly understood how, even today, you can let yourself be controlled by manipulation, conformity, illusions of community, and authority.
Readers may reach their own conclusions. Now more than ever, we should all be asking ourselves whether we are doing the right thing, doing enough to prevent such insanity from happening again.
Be vigilant and stop this before it starts!
Mario du hues et op de Punkt bruet.
Et as wirklech einfach Leit ze uniformisieren op allen Ebenen …. an dann die aner auszeschalten. Mir folgen jo so gut fir zu der Mehrheet ze gehéiren.
An den leschten Johren sin mir eou gestous an gedreckt gin, fir ze erwechen. Mee….. Kamoudheet, Konformismus, Konfort, ….. mecht eis et schwéier eng Entscheedung ze treffen am Sönn fir eis Entwecklung, eis Bewosstsein, eis Souverainitéit, eis Léift zum Liewen ze liewen an ze erliewen.
Wat as wichteg an eisem Liewen? Prioritéiten setzen! Beobachten, wéis du Mario, wat dobaussen geschitt ouni Bewertung awer mat engem kriteschen Geecht.
Ech soen dir merci fir däin Bréif
Christiane
Gut geschrieben ich bin 73 und bin in Esch/alzette geboren ich bin tief schokiert,so kenne ich mein Land nicht.