Verhaltenscodex (Code de déontologie) der Journalisten

Die Überprüfung des Wahrheitsgehalts, Klima und der „Abschuss“ von Flug PS752

Im Dezember 2019 stellte der ADR- Abgeordnete Fernand Kartheiser eine parlamentarische Frage betreff des Meinungspluralismus in Luxemburger Medien, insbesondere bei RTL. Die Antwort des Kommunikations- und Medienministers Xavier Bettel auf die Frage 1585 wurde am 6. Januar 2020 mitgeteilt. Darin betont der Minister unter anderem,

„dass professionell Journalisten zu Lëtzebuerg  engem code de déontologie verflicht sinn, deen esou wuel d’Meenungsfräiheet als Prinzip festhält, ewéi och d’Obligatioun, dass wat gesot gëtt net vague mee richteg ass an iwwerpréift gouf”[1]

Er bezieht sich wohl dabei auf Artikel 4 des code de déontologie[2], der besagt:

„Art. 4 De l’exactitude et de la véracité

a) La presse s’engage à appliquer la plus grande rigueur dans la recherche des informations et à en vérifier la véracité.

En cas de doute sur la véracité des faits ou des informations que le public a un intérêt prépondérant à connaître, la presse veille à les présenter avec les réserves nécessaires.“ 

Zusätzlich wird hier also darauf verwiesen, dass wenn es einen Zweifel über die Richtigkeit der Informationen gibt, worauf die Öffentlichkeit ein vorrangiges Recht besitzt, sie zu kennen, sollte die Presse darauf achten sie mit der nötigen Zurückhaltung anzugeben. Ähnlich der Hinweise bei Medikamentenwerbung wäre folgender Rat nach der Lektüre mancher Artikel sicher sinnvoll: „Zu Risiken und Nebenwirkungen von Gehirnwäsche und Fehlinformation schalten Sie Ihr Hirn ein und fragen Ihren gesunden Menschenverstand!“

Aber Spaβ (sic!) beiseite, denn die Sache ist leider oft viel zu ernst, wie wir im Folgenden sehen werden!

Nehmen wir als aktuelles Beispiel den tragischen und traurigen Vorfall der am 8. Januar 2020 abgestürzten Boeing 737-800 (Flug PS752) der Fluggesellschaft Ukraine International in Teheran.

RTL berichtete darüber in einem Artikel vom 15. Januar 2020.[3] In der Überschrift heiβt es, dass zwei Raketen ein ukrainisches Passagierflugzeug getroffen haben „sollen“ (ist „sollen“ hier etwa die geforderte nötige Zurückhaltung?). Bezogen wird sich auf einen Artikel der New York Times und ein von der gleichen Zeitung veröffentlichtes Video, welches den Abschuss dokumentieren und beweisen soll.

Dumm nur, dass das Video auf Oktober 2019 datiert ist, wie man oben rechts im Bild (siehe Screenshot unten) erkennen kann, also mehr als zwei Monate vor dem ominösen und „versehentlichen“ Abschuss, wie die meist als „Regime“ bezeichnete Regierung des Iran plötzlich und unerwartet „zugab“.

Sorry, aber wie kann überhaupt ein Passagierflugzeug „versehentlich“ von militärischen Streitkräften abgeschossen werden, wenn heutzutage schon jedes Kleinkind die Daten und Flugbewegungen auf entsprechenden Internetseiten in Echtzeit verfolgen und beobachten kann?

Steht das iranische Militär besonders in Krisenzeiten wie jetzt etwa nicht permanent mit dem Hauptstadtflughafen in Kontakt?

Welche konkreten Hinweise gibt es, dass sich die im Video gezeigte Szenerie tatsächlich in Teheran abgespielt hat und nicht z.B. in Syrien oder sonstwo?

Wo bleibt die Auswertung der sog. „schwarzen Kisten“?

Und last but not least: Warum fällt offensichtlich niemandem, in keiner einzigen Redaktion, das falsche Datum auf, auch wenn im Video offenbar zumindest teilweise versucht wurde, dieses durch das Überschreiben anhand anderer Textzeilen zu vertuschen?

Fragen über Fragen, die von professionellen Journalisten jedoch nicht gestellt werden, dem Leser und Betrachter aber offensichtlich suggeriert werden soll, dass mit diesem Video die Faktenlage klar sei und es keiner weiteren Nachfrage und -forschung bedarf, so wie wir es und da sind wir wieder beim leidigen Thema, vom „anthropogenen Klimawandel“ her kennen.

Wäre Meinungspluralismus tatsächlich garantiert, dürfte ein kontroverser Austausch über Artikel oder Leserbriefe doch eigentlich kein Problem darstellen. Manche Leserbriefschreiber, so auch der Betreiber dieses Blogs, haben aber die Erfahrung gemacht, dass es immer schwieriger bis unmöglich wird, eine andere Darstellung zum gerade vorherrschenden politisch korrekten Diskurs veröffentlicht zu sehen. Die Richtung ist demnach klar: The science is settled, es bedarf keiner weiteren Diskussion, habe fertig! CO2 ist schuld am Klimawandel, denn schließlich sind sich 97% der Wissenschaftler einig, aus die Maus! Wer sich getraut, dies zu hinterfragen, wird als „Klimaleugner“ verunglimpft und hat allem Anschein nach kein Recht mehr auf Publikation seiner Artikel.

Aber könnte es sein, dass dies nicht wirklich am Anfang der Kette überprüft wurde und sich jetzt zu einem unangenehmen Selbstläufer bis hin zur Klimahysterie entwickelt hat? Ich verweise hier auf den gut dokumentierten Artikel auf diesem Blog zum „Zirkelschluss“.4

Die Journalisten-Zunft sollte sich also mal an die eigene Nase fassen, vom hohen Ross herunter- und aus ihrem Elfenbeinturm herabsteigen, in welchem sie sich seit geraumer Zeit mit jener befindet, die sie als vierte Gewalt eigentlich kontrollieren sollte, nämlich der Politik. Wes Brot ich ess des Lied ich sing, sagt eine alte Redewendung und die Glaubwürdigkeit lässt sicher Federn, wenn die Kontrolleure mit den zu Kontrollierenden allzu oft beim „Fësch iessen om Märtchen“ und „op der Fouer“, diversen „Neijoëschspätt“ oder sonstigen Events herumklüngeln.

Wollen sie nicht zudem auf die zahllosen Konrad Kujaus dieser Welt hereinfallen oder gar als Klon eines Claas Relotius enden, sollte neben der richtigen Fragestellungen auch endlich die Schere im Kopf beiseitegelegt werden, denn schlieβlich ist auch das Weglassen oder Unterschlagen von Informationen nur eine andere Form der Lüge!

Viktor R. / Mario Dichter

17.01.2020

  1. professionelle Journalisten seien einem « code de déontologie » verpflichtet, der sowohl die Meinungsfreiheit als Prinzip festhält als auch die Verpflichtung, dass das, was gesagt wird nicht ungenau, sondern korrekt ist und überprüft worden ist.
  2. http://press.lu/upload/manager/files/codedeontologie1.pdf
  3. https://www.rtl.lu/news/international/a/1456710.html
  4. https://nues-am-wand.lu/klimawandel-im-zirkelschluss-modus/

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