Nein, meine Kinder geb ich nicht

Reaktion zum Wort-Interview mit Yuriko Backes „Diskussion über die Wehrpflicht in Luxemburg wird kommen“ vom 28.06.2024

Der folgende Leserbrief wurde dankenswerterweise im „Luxemburger Wort“ vom 6.07.24 veröffentlicht, jedoch nicht ohne vorher den dritten Abschnitt „herausgekürzt“, oder sollte man sagen „zensiert“ zu haben? Leider scheint also nach wie vor die Bereitschaft bzw. der Mumm zu fehlen, statt der üblichen Hofberichterstattung Regierungsmitglieder zu kritisieren und deren gerade dem Zeitgeist angepassten Untaten bloßzustellen.

Wie die Geschehnisse um 9/11 als Rechtfertigung zum „Kampf gegen den Terror“ durch die vom damaligen US-Präsidenten postulierte „Koalition der Willigen“ führten, so soll nun offensichtlich der Ukraine-Krieg dazu herhalten, eine Wiedereinführung der sog. Wehrpflicht, also u.a. den „Dienst an der Waffe“, zu propagieren und ggfs. durchzusetzen.

Seit Beginn dieses Konflikts verliert sich die sog. westliche Politik zusehends in Kriegsfantasien, wie bspw. ein deutscher „Verteidigungs“-Minister, der Deutschland wieder kriegstüchtig machen möchte, oder ein französischer Präsident, der Bodentruppen in die Ukraine zu entsenden gedenkt.

Keine Ausnahme scheint da auch die zuständige luxemburgische Ministerin zu bilden, die mit der Diskussion um eine Wiedereinführung der Wehrpflicht in den Kanon der Kriegsrhetorik einstimmt; eine Ministerin übrigens, in deren mit allerlei Studienabschlüssen und Ämtern gespickter Biografie Kinder, und das soll in keinster Weise eine Wertung sein, keine Rolle spielen, die dafür aber gewillt zu sein scheint, in der Neuauflage einer „Koalition der Willigen“ anderer Leute Kinder in den Krieg zu schicken.

Ein größerer medialer oder gesellschaftlicher Aufschrei blieb bisher leider aus, obwohl bekannt sein dürfte, dass ein aus der Flasche gelassener Geist nur sehr schwer wieder einzufangen ist und es sich bei einer zu leistenden „Wehrpflicht“ um unser aller Kinder handelt, die dafür herangezogen würden.

Wir Eltern sollten es deshalb dem Liedermacher und Friedensaktivisten Reinhard Mey gleichtun, der schon vor rund 40 Jahren austauschbaren Machthabern wie den oben genannten mit seinem Lied „Nein, meine Söhne geb ich nicht“* zu verstehen gab, dass seine Kinder nicht als Kanonenfutter für irgendwelche Kriege herhalten würden!

*Der Text ist unter  https://lyrics.lyricfind.com/lyrics/reinhard-mey-nein-meine-soehne-geb-ich-nicht zu finden. Er diente nicht nur als Inspiration, sondern ist zudem eine wesentliche Ergänzung zu diesem Leserbrief.

Mario Dichter 2.07.2024 (Bild: Shutterstock)

One thought on “Nein, meine Kinder geb ich nicht”

  1. Isabelle Schmit-Mines sagt:

    Nimools hätt ech geduecht, dass dat Thema nees géif op d’Tapéit kommen. Neen, mir hu keng Kanner an d’Welt gesat fir se op d’Front ze schécken. Neen, eis Kanner, dat Wäertvollst wat mer hunn, sollen a Fridden opwuessen, an engem Land wou eng Regierung sech all Méi vun der Welt gëtt fir de Fridden, fir Léift, fir Fraïheet. Mir hu keng Regierung gewielt, déi eist Land onsécher mécht a Kanner an d’Ongléck schécke wëll. Krich ass ëmmer grausam. Sou vill Tréinen, sou vill Leed, sou vill Péng, sou vill Trauma. Ass dat well egal? Neen, meng Kanner, meng Enkelkanner kréien se net. Wat seet dann eist Nationalhymne: „Looss viru blénken d’Fräiheetssonn, déi mir sou laang gesinn“…

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